· 

Gemeinsame deutsch-französische Berufsausbildung soll erleichtert werden

Alexander Föhr

 

Bei seiner Rede anlässlich des Trauerstaatsaktes für Dr. Wolfgang Schäuble am 22. Januar sagte der französische Präsident Emmanuel Macron im Deutschen Bundestag: "Er [Wolfgang Schäuble] hatte verstanden, dass von allen Grenzen des Kontinents die sensibelste, die historisch am stärksten verletzte, unsere Grenze, auch die vielversprechendste und fruchtbarste sein konnte."

An die Worte Macrons musste ich denken, als wir am Mittwochabend über das Abkommen zur deutsch-französischen Berufsausbildung beraten haben. Denn auch dieses, zugegebenermaßen im Umfang kleines Abkommen, ist ein weiterer Beleg für die enge deutsch-französische Freundschaft und ein weiterer Baustein für eine verbesserte europäische Zusammenarbeit.

Das Abkommen zur Berufsausbildung wird ermöglichen, dass Auszubildende den praktischen Teil ihrer Ausbildung in einem Betrieb im Partnerland absolvieren können, während die theoretische Ausbildung und die Prüfung im Heimatland stattfinden. Dafür sollen die grenzüberschreitenden Anforderungen für eine duale Berufsausbildung weiter standardisiert sowie transparenter gestaltet werden. Diese „besondere Form des Lernens“ stärkt die Verbindung zwischen Deutschen und Franzosen, fördert die beruflichen Chancen und eröffnet den Unternehmen in der Grenzregion attraktive Rekrutierungsperspektiven. Es ist auch ein weiterer Erfolg für den Export unserer bewährten dualen Berufsausbildung und hoffentlich eine Blaupause für viele Länder in Europa.

Doch die Rede Macrons in Berlin, mit der Wolfgang Schäuble noch nach seinem Tod ein so starkes Zeichen für die Partnerschaft unsere Länder gesetzt hatte, ermahnte uns auch, mutiger für Europa einzutreten. Und das gilt in allen Bereich. Ich hätte ich mir gewünscht, dass die Vereinfachungen für die Berufsausbildung früher gekommen und nicht regional beschränkt wären. Zwischen der grenzüberschreitenden Anerkennung und Mobilität bei der beruflichen Ausbildung und beim Hochschulstudium liegen nach wie vor Welten. Bildungs- und Wirtschaftsministerium, die Kammern und die EU-Kommission müssen Initiative zeigen, Hürden abbauen und den gemeinsamen europäischen Bildungsraum auch für Auszubildene Realität werden lassen. Erst wenn die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bildungsbereich in Europa auf allen Ebenen zur Normalität, zur Selbstverständlichkeit wird, ist dieses Ziel erreicht.

# Video der Rede