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Lebensmittelverschwendung verringern – Lebensmittelspenden fördern

Christina Stumpp

 

Lebensmittel sind wertvoll. Sie dürfen aus ethischen, ökologischen und ökonomischen Gründen nicht achtlos verschwendet werden. Deutschland hat sich daher zum Ziel gesetzt, vermeidbare Lebensmittelabfälle entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis 2030 auf die Hälfte zu reduzieren. Denn 11 Millionen Tonnen weggeworfene Lebensmittel pro Jahr – das ist rund ein Drittel der gesamten Lebensmittelproduktion – sind entschieden zu viel.
Die unionsgeführte Bundesregierung hat in der zurückliegenden Legislaturperiode bereits entscheidende Schritte getan, um die Lebensmittelverschwendung zu verringern. Etwa mit der Initiative “Zu gut für die Tonne, die schon seit 2012 über den richtigen Umgang mit Lebensmitteln informiert. Auch die 2019 beschlossene Nationale Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung hat schon viel in Bewegung gebracht.

Von der Ampel-Koalition haben wir zur Frage der Lebensmittelverschwendung bislang wenig Neues gehört. Zu Beginn des Jahres hat die Bundesregierung zwar schlagzeilenträchtig angekündigt, das sogenannte Containern verbieten zu wollen. Hierfür sollten allerdings die Länder aktiv werden, die klargestellt haben, dass das Entwenden weggeworfener Lebensmittel aus Abfallcontainern weiterhin als Diebstahl strafbar bleibt – und das hat gute Gründe:
Erstens: Die Gesundheit geht vor! Durch das Containern landen hauptsächlich Lebensmittel in den Abfalltonnen, die nicht mehr sicher sind. Diese können weder verkauft noch gespendet werden. Wer sich hieran bedient, gefährdet also nicht nur seine Gesundheit, sondern stellt zudem den Supermarkt wegen fahrlässiger Entsorgung vor ein haftungsrechtliches Problem.

Zweitens: Das Haftungsrisiko. In Deutschland haftet der Handel dafür, wenn er Lebensmittel nach Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums in den Verkehr bringt. Das gilt auch dann, wenn er die Lebensmittel verschenkt statt verkauft. Dieses Haftungsrisiko will verständlicherweise kaum ein Supermarkt oder Discounter eingehen.
Da die Bundesregierung weiter untätig bleibt, packen wir als Union das Thema an und haben diese Woche eigene Vorschläge in den Deutschen Bundestag eingebracht: Wir wollen die Lebensmittelverschwendung wirksam verringern, wir wollen Lebensmittelspenden fördern. Deshalb fordern wir unter anderem, die kostenlose Weitergabe von Lebensmitteln an die Tafeln und andere soziale Einrichtungen zu vereinfachen, indem spendende Unternehmen von Haftungsrisiken befreit werden.

Darüber hinaus – und das gehört zur Wahrheit dazu – müssen wir gemeinsam dafür sorgen, dass Lebensmittelabfälle gar nicht erst entstehen. Hier sind sämtliche Akteure der Lieferkette, insbesondere aber wir als Verbraucherinnen und Verbraucher gefordert. Denn mit 59 Prozent fällt der größte Teil der Abfälle in privaten Haushalten an. So landen pro Bundesbürger unter anderem 27 Kilo Obst und Gemüse, 10 Kilo Brot, ja sogar 5 Kilo Chips und Süßigkeiten jährlich im Müll.

Deshalb müssen wir das Mindesthaltbarkeitsdatum noch einmal verstärkt ins Bewusstsein der Menschen rücken. Die EU-Kommission plant hierzu bereits eine Reform. Die Bundesregierung muss sich in Brüssel dafür einsetzen, den Unterschied zwischen Verbrauchs- und Mindesthaltbarkeitsdatum besser verständlich zu machen. Auch der Hinweis “oft länger gut” oder “mindesthaltbar bis, aber nicht schlecht nach” sollte ergänzt werden. Auch fordern wir, bei der EU darauf hinzuwirken, die Ausnahmen von der MHD-Kennzeichnung zu erweitern. Denn insbesondere trockene Lebensmittel wie Reis oder Nudeln können bei richtiger Lagerung faktisch nicht schlecht werden. Leider werden sie nach Ablauf des Datums noch viel zu oft entsorgt.

Es braucht also uns alle, um Lebensmittelverschwendung wirksam zu bekämpfen. Denn nur mit mehr Bewusstsein und mehr Wertschätzung für unser Essen helfen wir den Erzeugern und leisten im Sinne der Nachhaltigkeit auch der Umwelt einen großen Dienst.

 

# Video der Rede