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Algorithmen als Verstärker der Meinung

Die Digitalisierung ist für die Art und Weise, wie wir an Informationen gelangen und wie wir Informationen weitergeben so revolutionär wie die Erfindung des modernen Buchdrucks. Diese Woche ging es im Plenum auch um den Einfluss der großen Plattformen auf unsere Kultur und Gesellschaft. Das Augenmerk des beratenen Berichts lag dabei auf den Algorithmen, die von diesen Unternehmen benutzt werden. Sie entscheiden, welche Inhalte auf eine hohe Reichweite kommen. Reichweite heißt immer auch gesellschaftlicher und kultureller Einfluss. Ebenso, wie wir die Gründe hinterfragen, wenn eine Zeitung besonders reißerische Artikel auf ihre Titelseite bringt, müssen wir die Kriterien der Algorithmen beleuchten. Algorithmen decken aber auch bereits bestehende Regeln des öffentlichen Diskurses auf. Wenn wir uns auf Instagram oder Twitter umschauen, sehen wir: Dort geht es nicht um Ausgewogenheit oder Lösungsfindung, sondern schlicht um Reichweite – und die folgt ihren eigenen Prinzipien. Diese Prinzipien wiederum werden in die Algorithmen eincodiert und somit verstärkt. Das Ziel der Unternehmen ist dabei, Werbeeinnahmen zu generieren. Das ist nicht verwerflich. Allerdings: Im Verhältnis zwischen Anbieter und Verbraucher müssen solche grundlegenden Eigenschaften der Dienstleistung klar und verständlich kommuniziert sein. Dann kann jeder selbst entscheiden, ob und in welchem Ausmaß er daran teilnehmen möchte oder eben nicht. Der Zugang zu Information ist Grundvoraussetzung für einen freien Markt.

 

Dass Algorithmen immer mehr im Verdacht stehen, die öffentliche Meinung und die Kultur zu beeinflussen, liegt auch daran, dass die sozialen Medien es schaffen, das, was uns am wichtigsten ist, als Produkt anzubieten: Den Kontakt mit anderen Menschen. Es ist also nichts Schlechtes, wenn wir soziale Medien nutzen. Wir müssen nur darauf achten, wie wir sie nutzen, wie viel wir sie nutzen und welche Auswirkungen das auf unsere Demokratie hat. Nicht zuletzt müssen wir uns also auch selbst hinterfragen und uns für eine veränderte Informations- und Medienlandschaft rüsten: durch Bildung, Aufklärung und Achtsamkeit. Das Stichwort heißt Eigenverantwortung. Es bringt nichts, auf die vermeintlich dummen und ungebildeten Tweets der anderen Seite einzudreschen und sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen oder einfach jeden zu blockieren, dessen Meinung man nicht teilt. Es bringt auch nichts, sich in Verschwörungstheorien zu suhlen – online wie auch offline. Algorithmen können in dieser Hinsicht verstärkende Effekte haben, sie sind aber nicht die Auslöser. Das zeigt auch der Bericht.