Michael Donth
Die Pandemie hat die Schausteller-Branche und damit auch die Volksfest- und Marktkultur sowie die Zirkusse sehr hart getroffen. Es handelt sich hierbei um eine Branche, die von vielen engagierten
und oft kleinen Familienbetrieben geprägt ist. Diese Branche ist ein lebendiger und wichtiger Teil unseres deutschen Mittelstandes. Im März 2020 kam mit Corona das Aus, die Schausteller durften
ihr Geschäft nicht mehr ausüben. Die Veranstaltungen, die stattfinden konnten, litten unter harten Beschränkungen wie Abstandsregelungen oder aufwändigen 3G-Zutrittskontrollen. Dadurch brachen
den Unternehmen die Einnahmen weg. Viele Betriebe mussten trotz der Coronahilfen, die das Schlimmste verhindert haben, an ihre jahre- oder jahrzehntelang gebildeten Rücklagen gehen, die nun aber
aufgebraucht sind.
Deswegen haben wir in unserem Antrag gefordert, die Branche mit mehreren Maßnahmen finanz- und wirtschaftspolitisch zu unterstützen. So sollten die mit dem Härtefallfonds bereitgestellten und
bisher wenig in Anspruch genommenen finanziellen Mittel nach unserer Auffassung leichter zugänglich gemacht werden oder auch bei der Schlussabrechnung geprüft werden, ob die Ermittlung des
Umsatzrückganges von mindestens 50% vereinfacht werden kann. Ein weiterer von uns geforderter Punkt ist, bei dem Eigenkapitalzuschuss auch die Kosten für abgesagte Weihnachtsmärkte zu
berücksichtigen. Außerdem muss die nachteilige Unterscheidung zwischen Jahrmärkten und Spezialmärkten weg. Zudem plädieren wir für verschiedene steuerliche Maßnahmen. Auch der Arbeitskräftemangel
ist ein wesentlicher Faktor für das langfristige Überleben der Branche. Deswegen fordern wir, bei der Gewinnung von Arbeitskräften aus Drittstaaten bürokratische Hürden abzubauen sowie schnelle
und unkomplizierte Einreisen und Vermittlungen zu gewährleisten.
Dass Veranstaltungen inzwischen überwiegend ohne Beschränkungen wieder möglich sind und die Menschen sich wieder treffen können, hilft der Branche enorm – unsere Maßnahmen sind dennoch wichtig,
um die Branche zukunftsfest aufzustellen. Das ist sehr wichtig, denn nicht nur die Hochkultur, sondern auch die Volksfest-, Markt- und Zirkuskultur sind ein wichtiger Teil unseres
gesellschaftlichen Lebens – und die mittelständischen Unternehmen sind schlicht wichtig für unser Land. Damit ist diese Branche auch von großem Interesse für den deutschen Tourismus – vor allem
für den Inlandstourismus, aber auch als Magnet für ausländische Gäste. Man denke hier nur an das Cannstatter Volksfest, das Oktoberfest in München oder die Kieler Woche, die international bekannt
und beliebt sind, oder an unsere Weihnachtsmärkte, die davon leben, nicht nur Gäste aus der Nachbarschaft, sondern auch aus dem benachbarten Ausland anzulocken.
Deswegen fordern wir auch tourismuspolitische Maßnahmen, die die Branche unterstützen: So müssen Schausteller, Marktkaufleute und Zirkusse auch in der Nationalen Tourismusstrategie ihren Platz
finden. Auch die Vermarktung deutscher Volksfeste und Weihnachtsmärkte durch die Deutsche Zentrale für Tourismus DZT muss intensiviert werden. Wir müssen die zum Teil jahrhundertelange Fest-,
Messe- und Zirkuskultur, dieses international anerkannte Kulturgut, nicht nur loben, sondern auch fördern!